Die Zahlen für Deutschland
Die gute Nachricht: Um die Bewegung unserer Kinder ist es gar nicht so schlecht bestellt.
95 Prozent der Vier- bis 17-jährigen Kinder treiben Sport, mehr als die Hälfte sind sogar in einem Verein. Diese positiven Prozentzahlen über die Bewegung von Kindern kommen vom Robert-Koch-Institut und wurden im Rahmen einer Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (Kinder- und Jugend-Gesundheits-Survey KiGGS) ermittelt.
Aber: Zwar sind viele Kinder in einem Sportverein angemeldet, doch nur 13,6 Prozent von ihnen trainieren dreimal oder häufiger die Woche. "Noch problematischer ist, dass die Kinder sich im Alltag immer weniger bewegen. Das kann auch eine Stunde Vereinssport in der Woche nicht ausgleichen", sagt Dr. Elke Opper von der Universität Karlsruhe, die am Motorik-Modul (MoMo) der KiGGS-Studie mitarbeitet.
Intensität des Sports bei Kindern zu gering
Was kann der Grund sein? Auch wenn viele Kinder angeben, Sport zu treiben: Es geht vor allem um die Intensität, mit der sie etwas tun. So geben nur 21 Prozent der Kinder an, sich beim Sport so stark anzustrengen, dass sie auch ins Schwitzen kommen. Und erst dann zeigt die Bewegung Wirkung, baut zum Beispiel Muskeln für eine gute Körperhaltung auf und sorgt für gute Ausdauer. Mindestens eine Stunde pro Tag sollten Kinder sich so stark bewegen, das sie ins Schwitzen kommen, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation. Das tut gerade einmal ein Drittel der Kinder und Jugendlichen.
Den Tagesablauf von Grundschülern hat Dr. Frank Obst von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung (BAG) dokumentiert: „Von 24 Stunden verbringen die Kinder zehn Stunden mit Schlafen, neun Stunden im Sitzen in der Schule, bei Hausaufgaben, Essen, Computer und Fernsehen, vier Stunden mit Stehen und normalem Gehen“, sagt der Diplom-Sportwissenschaftler.
Bleibt noch eine Stunde am Tag für Bewegung und Sport. „Und die wichtige intensive Bewegungszeit, in der sich Kinder wirklich anstrengen, liegt gerade mal bei 15 bis 30 Minuten.“ Diese kurze Zeit in der Kinder Sport treiben reicht nicht aus, um motorische Basiskompetenzen wie Ausdauer, Beweglichkeit und Koordinationsvermögen zu trainieren.
Weshalb Kinder zu wenig Sport treiben
Also hilft nur: Weg vom Computer und Fernseher? "Der erste Schritt für eine Bewegungsförderung ist tatsächlich, den Medienkonsum einzuschränken", rät Frank Obst. Zum Beispiel Fernsehen direkt nach der Schule oder aus reiner Langeweile.
Aber Playstation, Gameboy & Co. sind nicht allein Schuld am Bewegungsmangel. "Früher eroberten sich Kinder ihre Umgebung in konzentrischen Kreisen“, sagt der Experte für motorische Entwicklung. So haben sie zuerst in der Nähe des Elternhauses gespielt, dann in der weiteren Nachbarschaft und haben schließlich den ganzen Ort erkundet."
Heute lebt das Kind auf verschiedenen ,Inseln': Wohnung, Schule, Musikunterricht, Freunde. Die Brücken zwischen diesen Inseln sind inhaltslos, weil meistens jemand das Kind fährt. Früher verabredeten sich Kinder auf dem Schulweg oder gingen einfach raus, es fand sich ja meist ein Spielkamerad in der Nachbarschaft. Heute muss ein Kind nach der Schule erst einmal telefonieren. Und nicht immer haben seine Freunde Zeit, weil die auch einen Terminplan haben.
Die positiven Folgen von Bewegung bei Kindern
Bewegung bringt das Gehirn auf Touren. So waren die Kinder, die eine Stunde pro Tag Sportunterricht hatten, lernbereiter und konzentrierter. Denn der Körper nimmt so mehr Sauerstoff auf und durchblutet das Gehirn stärker. Die stärkere Durchblutung unterstützt die Bildung von Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen beim Lernen.